Bevor man sich einen Hund zulegt, gibt es ein paar grundlegende Dinge zu beachten. Wie du in den Artikeln der Kanadareihe nachlesen kannst, war der Start bei mir und Jake absolut ungeplant und nahezu spontan. Meine anfängliche Ahnungslosigkeit hat auch die ersten Wochen schwierig gemacht, weil ich nicht wusste, wie man mit einem Hund umgehen muss. Für mich war relativ schnell klar, dass ich das schleunigst ändern muss, indem ich mir Wissen aneigne und Erfahrungen im Umgang mit Hunden sammle.

Manche Dinge weiß man schon, bevor man sich einen Hund anschafft. Andere dagegen erfährt man erst mit der Zeit. Deshalb gebe ich dir eine Übersicht der wichtigsten Punkte, die bei der Entscheidung für einen Hund böse Überraschungen verhindern.

Ein Hund kostet Geld

Ein Hund braucht Futter, am besten nicht den billigsten Scheiß aus dem Supermarkt, es sei denn dein Hund soll Scheiße bekommen. Außerdem fallen immer wieder Rechnungen an wie vom Tierarzt (kann bei einer OP mal die Tausendermarke überschreiten, siehe Kreuzbandriss-Artikel), Physiotherapie, Zubehör wie Spielsachen oder Leinen. Darüber hinaus eventuell für die Hundeschule, die Haftpflichtversicherung, die Hundesteuer, und, und, und. Man kann die Kosten gut mit denen eines Kleinwagen vergleichen. Eine komplette Übersicht der Kosten von einem Hund, bekommst du hier.

Insofern muss es die finanzielle Situation zulassen, einen zusätzlichen und fortlaufenden Kostenfaktor in den eigenen vier Wänden zu haben.

Jake erholt sich in seinem Hundebett von der OP
Hunde-OP, ohje ohje

Ein Hund beansprucht viel Zeit, vor allem am Anfang

Für einen jungen Hund ist die Welt der reinste Abenteuerspielplatz und wir müssen ihnen dabei helfen, ihren Platz zu finden. Und der sollte klar sein. Nicht der Hund entscheidet, was passiert, sondern wir. Dazu bedarf es Ausdauer, Disziplin, Ruhe und einer Menge Zeit, v.a. am Anfang. Dasselbe gilt für ältere Hunde, wenn sie neu bei uns einziehen. Wir müssen ihnen erst klar machen, was wir von ihnen wollen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Außerdem wollen wir ihnen das ein oder andere Kommando beibringen, sie sollen schließlich in bestimmten Momenten richtig reagieren. Die Bindung zum Hund kommt nicht einfach von alleine und niemand kann sich durchmogeln. Die Zeit, die du (richtig) investierst, kommt am Ende deiner Beziehung zum Hund zu Gute. Klar ist, dass es zum Teil zu stressigen Phasen kommen wird, die aber früher oder später wieder nachlassen werden, wenn man am Ball bleibt.

Wie du eine enge Bindung zu deinem Hund aufbaust, erfährst du hier.

Ein Hund schränkt deine Freiheit ein

Für ein Wochenende wegfahren, zu einem ganztätigen Fest gehen, in den Urlaub fliegen oder die ganze Nacht Party machen ist zwar grundsätzlich möglich, aber nicht einfach so ohne weiteres. Es ist wie mit einem kleinen Kind: Hat man ein Umfeld, das einem dabei hilft, können viele Entscheidungen leichter getroffen werden. Aber selbst im Optimalfall bedarf es einer guten vorherigen Planung und Absprache, bevor man seinen Wünschen nachkommen kann. Und dass man einen Hund nicht einfach mal so wohin steckt, dürfte auch jedem einleuchten. Zu wem würde man ein eigenes Kind geben, wenn man mal ein Wochenende wegfährt? Am ehesten zu den Eltern oder nahen Verwandten, die bereits eine Bindung zum Kind haben.

Ein gutes Beispiel ist sicherlich mein Auslandsstudium mit Jake. Wir haben es geschafft, aber es war nicht leicht. Wie wir das gemacht haben, liest du hier.

Fazit: Du kannst Entscheidungen und Pläne nicht treffen, ohne den Hund vorher mit einzubeziehen.

Eine Entscheidung für mehr als ein Jahrzehnt

Legt man sich einen Hund zu, ist das eine Entscheidung über einen langen Zeitraum. Große Hunde werden nicht so alt wie kleine, rund acht bis zwölf Jahre ist hier der Normalfall. Bei den kleineren Artgenossen sind auch 13-15 Jahre keine Seltenheit. Feststeht, dass wir uns für einen erheblichen Zeitraum entscheiden, in welchem wir uns auch verpflichten. Wenn du in einer Lebensphase bist, in der noch viele Dinge geklärt werden müssen, kann das eine echte Herausforderung sein. Steht ein Auslandsjahr, Job- oder Wohnortwechsel bevor, sollte man sich schon im Klaren sein, ob ein Hund hier zum Problem werden könnte.

Ein Hund muss jeden Tag raus. JEDEN TAG.

Im Sommer, im Herbst, im Winter, im Frühling, montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags, samstags, sonntags, bei Sonne, Regen, Schnee, Helligkeit, Dunkelheit und bei Kälte.

Wir müssen jeden Tag mit ihm rausgehen. Dazu zählt übrigens nicht, dass er immer draussen im Garten ist. Warum? Weil es nicht artgerecht ist. Ein Hund braucht neben ausreichend Auslauf auch Artgenossen zum Beschnuppern oder Spielen, die Möglichkeit verschiedenste Gerüche wahrzunehmen (nein, nicht die immer gleichen vom Garten), er braucht neue Erfahrungen und Erlebnisse.

Ich gehe mit Jake Gassi
Gassigehen, hier bei schönem Wetter

Dabei ist es absolut wichtig, dass wir diese Erfahrungen gemeinsam mit dem Hund machen. Nur so können wir zum Hund eine starke Bindung aufbauen. Hast du nicht mindestens zwei Stunden täglich Zeit, um mit deinem Hund zu laufen, wird es sich früher oder später bemerkbar machen. Ob es eine verkürzte Lebenserwartung ist, der Hund nicht gut auf einen hört, oder er fürchterliche Marotten entwickelt, die Folgen sind vielfältig. Die absolute Basis für das Zusammenleben von Hund und Mensch ist, dass der Hund die Möglichkeit zur physischen und psychischen Auslastung hat. Ansonsten kann man es gleich bleiben lassen. Kann ich das nicht garantieren, kann ich auch keinen Hund halten.

Ein Hund ist kein Accessoire

Sich aus Imagegründen oder zur Selbstbeglückung einen Hund zu holen sind denkbar schlechte Vorsätze. Jeder Hundehalter kennt die Schoßhündchen, von denen viele nicht besonders sozialisiert sind und eher dadurch glänzen, andere Menschen und Hunde durch Bellen zu vertreiben. Das hat im Übrigen nichts mit der Rasse oder der Größe zu tun, sondern vor allem mit der Erziehung. Kleine Hunde können genauso tolle Eigenschaften entwickeln wie große. Allerdings ist das Problem bei kleinen Hunden, dass einige Menschen dazu neigen, Situationen anders zu lösen als bei großen Hunden. Oder hast du schon mal einen Hundehalter gesehen, der seinen Schäferhund auf den Arm genommen hat, um den Hund vor einer potentiellen Gefahr zu schützen? Genauso haben Hunde nichts in Handtaschen verloren. Ein Hund ist kein Accessoire, sondern ein eigenständiges und soziales Lebewesen.

Übrigens kann man natürlich auch mit dem Hund seine Späße machen und ihn mal auf den Arm nehmen. Macht man das aber draussen, sobald ein anderer Hund in Sicht ist, sind die Probleme vorprogrammiert.

Einen Hund zu haben bedeutet also, seinem Wesen und den entsprechenden Bedürfnissen gerecht zu werden. Deshalb macht es Sinn, sich über diese 6 Punkte ehrlich Gedanken zu machen, bevor man sich einen Hund zulegt. Wenn du danach immer noch einen Hund haben willst, hast du die besten Voraussetzungen dafür!

2 Comments

  1. Interessanter und sehr wichtiger Artikel!
    Viele verschenken oder schaffen sich selbst einen Hund an, weil er so niedlich ist aber vergessen dabei total die Pflichten!
    Ob man sich einen Hund anschafft oder nicht, sollte man sich sehr gut überlegen, denn das Aussetzen ist schrecklich. 🙁
    Leider sieht man das ja ab und an an der Autobahn, was mich wahnsinnig wütend macht.

    Liebe Grüße aus Berlin. ♥

    XX,
    http://www.ChristinaKey.com

    • Joschka

      Hi Christina,

      danke für deine Ansicht. Kann dir da nur zustimmen!

      Liebe Grüße zurück aus Erfurt!

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